Ableismus
ist die Reduzierung von Menschen auf ihren (nicht) behinderten Körper. Dabei werden Menschen aufgrund der Bewertung ihrer körperlichen, geistigen und emotionalen Fähigkeiten verurteilt. So zeigt sich Ableismus beispielsweise in den Klischees, dass alle Autist*innen Genies, oder Menschen im Rollstuhl bemitleidenswerte, Hilfe benötigende Menschen sind. Daraus folgt, dass diese als defizitär bewertet und mit ausgrenzenden und unangenehmen Folgen konfrontiert werden.
Ageismus
ist eine Diskriminierungsform, die der Annahme folgt, dass eine Altersgruppe minderwertiger als eine andere ist. Sie äußert sich beispielsweise durch Macht- und Ressourcenverteilung. Sie kann sich durch „Adultismus“ äußern, wenn zum Beispiel die Meinung von jüngeren Menschen, Jugendlichen oder Kindern weniger zählt als die von Erwachsenen. Auch älteren Personen werden ihre Fähigkeit sich Meinungen zu bilden und diese zu äußern oder auch körperliche Fähigkeiten sehr oft abgesprochen.
Ally
Engl. für „Verbündete*r“. Bezeichnet in Bewegungen, die gegen die Diskriminierung einer bestimmten Gruppe kämpfen (z. B. in der feministischen, black power, gay pride Bewegung, etc.), Personen, die nicht von der Diskriminierung selbst betroffen sind, aber als Verbündete mit gegen diese Diskriminierung kämpfen. Ally-Arbeit zeichnet sich viel dadurch aus, dass die gesellschaftlichen Privilegien, die Allies genießen, für den Kampf gegen diese Diskriminierung ausgenutzt und zur Verfügung gestellt werden. Dabei muss als Ally darauf geachtet werden, sich seiner Privilegien bewusst zu sein und sich nicht in den Vordergrund zu drängen, außer von der Diskriminierung betroffene Menschen bitten eine*n darum.
Alt-Right
(alternative right) die selbst ernannte „Neue Rechte“. Im Gegensatz zur „Alten Rechten“ (meist (Neo-)Nationalsozialismus), beziehen sich „Neue Rechte“ nicht auf den klassischen Nationalsozialismus, sondern sind vorrangig kulturalistisch-rassistisch, d. h. sie fantasieren eine Inkompatibilität unterschiedlicher „Kulturen“ herbei (was aber im Endeffekt eigentlich nur bedeutet, dass sie das Wort „Rasse“ durch „Kultur“ ersetzt haben). Sie geben sich einen intellektuelleren Anstrich und geben sich popkulturell. Eine scharfe Abgrenzung von der „Neuen“ zur „Alten Rechten“ ist allerdings nicht möglich, dafür sind die ideologischen wie personellen Schnittmengen einfach zu groß.
Anarchafeminismus
Ein radikaler Feminismus, der nicht nur Herrschaftsverhältnisse nach Geschlechtern anprangert, sondern (teilweise aus der Erkenntnis der Unsinnigkeit von Herrschaftsverhältnisssen nach Geschlechtern heraus) alle Herrschaftsverhältnisse bekämpft. Der Begriff entstand, um sich von Bürgerlichen Feminismen abzugrenzen, deren Kritik der sozialen Verhältnisse häufig nicht über eine Patriarchatskritik hinausgeht (z. B. Strafrechtsfeminismus, neoliberaler Feminismus, matriarchaler Feminismus etc.).
Anarchismus
Anarchismus ist die Ablehnung aller Herrschaftsverhältnisse, von Menschen über Menschen, aber – dem Verständnis vieler Anarchist*innen zufolge – auch von Menschen über nichtmenschliche Lebewesen.
Bechdel-Test
Der Bechdel-Test ist ein von Alison Bechdel vorgeschlagener Test zur Beurteilung der Repräsentation von Frauen in fiktionalen Schriften. Anhand von (zumeist) drei Kriterien wird bestimmt, ob eine Schrift diesen Test besteht: Die Schrift muss von mindestens zwei Frauen erzählen, die miteinander über etwas anderes als männer sprechen. Außerdem müssen diese Frauen einen Namen haben (wobei die letzte Bedingung manchmal auch entfällt). Dieser Test ist natürlich in keinster Weise geeignet, die Gleichberechtigung von Geschlechtsidentitäten in einer Schrift zu beurteilen, sollte eine Schrift diesen Test jedoch nicht bestehen, so ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu sagen, dass weibliche Geschlechtsidentitäten in dieser Schrift nicht hinreichend repräsentiert werden.
Binarität
Zweigliedrigkeit (siehe insbesondere Geschlechterbinarität)
Binder
Ein Binder ist ein Kleidungsstück, das dazu dient, die Brust bei trans männern abzubinden.
Biologismus
Eine vor allem in Sozial- und Kulturwissenschaften gebräuchliche, meist abwertende Bezeichnung für die einseitige Übertragung biologischer Erklärmuster auf bspw. soziale Verhaltensmuster. Die Ansicht, modernes Konkurrenzdenken begründe sich in der „Natur des Menschen” (wegen survival of the fittest und so weiter) ist ein Beispiel für einen Biologismus.
Burschenschaft
Form einer studentenverbindung, eintreten können nur studentische männer. Die erste wurde 1815 gegründet. Sie ist in Untervereine pro Uni gegliedert. Es ist ein „Lebensbund“, die Mitgliedschaft ist lebenslänglich. Die meisten Burschenschaften sind schlagend, die studenten fechten mit mitgliedern ihrer eigenen oder anderen studentenverbindungen. Die dabei zugefügten Verwundungen gelten als mannhaft. Hierarchien, das Trinken von viel Alkohol und absoluter Gehorsam gegenüber der Verbindung gehören dazu. Politisch sind die meisten Burschenschaften rechts bis sehr rechts.
cis
ist eine Bezeichnung für Personen, deren soziales/selbst empfundenes Geschlecht mit ihrem vermeintlichem biologischen Geschlecht übereinstimmt (zum entsprechenden Gegenbegriff siehe auch trans).
Cis-Heteronormativität
Vgl. Heteronormativität. Cis-Heteronormativität beschreibt, dass zusätzlich zur Heterosexualität auch Cissein zur gesellschaftlichen Norm verklärt wird.
Corpsgeist
Bei allen hierarchisch-militärisch organisierten Strukturen (Corps), z. B. Bundeswehr, Polizei, Burschenschaften/Studentenverbindungen oder im Fußballverein, eine Mentalität, die unter dem Deckmantel von Treue und Solidarität mit den eigenen Kameraden die Unterwerfung des Individuums unter eine Art „Gruppenkörper“ verlangt. „Abweichler*innen“ der Gruppennorm und kritische „Elemente“ werden dabei systematisch unterdrückt. Zusätzlich wird als Gegenkonstruktion zur eigenen Kameradschaft ein „Feind“ heraufbeschworen, gegen es zusammenzuhalten gilt.
deterministisch
vorherbestimmt. Bezeichnet eine philosophische Strömung, die davon ausgeht, dass es keine Wahl gibt, sondern dass alles, was geschieht, so geschehen musste und nicht anders geschehen konnte. Dabei kann diese Vorherbestimmung göttlich bedingt sein oder mechanisch durch die Übertragung von Ursache und Wirkung auf jegliches Geschehen.
Dichotomie
Dichotomie bezeichnet eine Struktur aus zwei Teilen, die einander gegenüberstehen und einander ergänzen, oder eine Aufteilung in zwei solche Teile. Eine Geschlechterdichotomie beispielsweise geht davon aus, dass es zwei Geschlechter, nämlich das männliche und das weibliche Geschlecht gibt und alle Personen entweder dem einen oder dem anderen angehören.
Drag / Drag Queen / Drag King
Künstler*innen, die meist im Rahmen bestimmter (Bühnen-)Performances, teilweise aber auch im Alltag, eine ihrer Geschlechtsidentität entgegengesetzte, häufig überspitzte männliche oder weibliche Figur erschaffen und verkörpern.
Diskriminierung
Eine strukturell in einer Gesellschaft verankerte Benachteiligung von Personen, die einer bestimmten gesellschaftlich als minderwertig betrachteten Gruppe angehören (z. B. Frauen, Schwarze, Jüd*innen, Sint*ezza und Rom*nja, etc.). Solche Personen sind aufgrund dieser Gruppenzugehörigkeit immer wieder Gewalt ausgesetzt. Menschen, die aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe diskriminiert werden, können aufgrund der Zugehörigkeit zu einer anderen Gruppe im Vergleich zu anderen Personen, Privilegien haben, andere können doppelt oder vielfach diskriminiert werden, was auch zu neuen Diskriminierungserfahrungen führen kann (→Intersektionalität), z. B. eine Schwarze Trans Frau ist anderen Diskriminierungen ausgesetzt als eine weiße cis Frau und kann auch von ihr diskriminiert werden. Wenn Menschen allerdings Einschränkungen erfahren, weil sie andere diskriminieren (z. B. Nazis oder Männer, die ihre Partnerin schlagen), ist das keine Diskriminierung, sondern die Bekämpfung von Diskriminierung. Ebenso können Menschen nicht für ihre Zugehörigkeit zu einer privilegierten Gruppe diskriminiert werden, höchstens scheiße behandelt werden.
Empowerment
bedeutet eine Stärkung der Positionen diskriminierter Personen, die es ihnen ermöglicht, eine größere Autonomie zu erreichen.
Evolutionspsychologie
Überträgt die Ideen der Evolution auf die Psychologie. Versucht, psychologische Phänomene und Charakterzüge evolutionär zu erklären. Meistens bedeutet das, dass die Ursache für diese in Erfahrungen von Menschen aus der Steinzeit gesucht wird.
Evolutionspsychologie zieht aus systematischen Verhaltensvergleichen zwischen Mench und Tier oder zwischen Menschen verschiedener kultureller Epochen Schlüsse, welche Bedingungen und Faktoren in den langen erdgeschichtlichen Zeiträumen der Evolution gegeben waren und welche Wirkungen davon auf psychische Eigenschaften ausgegangen sind. (Friedhart Klix)
Popular evopsych, summed up: „Men and women are different. Humans and chimps are the same.“ (Cliff Pervocracy)
Femizid
Frauenmord.
FLINT
steht für „Frauen, Lesben, Inter-, Non-Binary- und trans Personen“. Eingesetzt wird die Bezeichnung FLINT vor allem dann, wenn es darum geht, das Publikum eines halb-öffentlichen Raumes, der als Schutzraum ebenso wie als Ort des Empowerments für entsprechend marginalisierte Personen dienen soll, einzuschränken. Außerdem gibt es auf Demonstrationen manchmal FLINT-Blocks die dazu dienen sollen, entsprechend marginalisierte Personen und ihre Positionen sichtbar zu machen. Neben der Bezeichnung FLINT sind auch die Bezeichnungen FLTI oder FLIT gebräuchlich.
Fundis
ist eine gängige Bezeichnung für fundamentalistische Abtreibungsgegner*innen und andere religiöse (zumeist christliche) Fundamentalist*innen unter Pro Choice-Aktivist*innen.
Gatekeeping / Gatekeeper
Der Begriff Gatekeeper (auf deutsch: Torwächter*in, Schleusenwärter*in) bezeichnet in der Soziologie Personen oder Institutionen, die die Macht haben, anderen Personen den Zugang zu einem sozialen Gut oder einer Gruppe zu ermöglichen oder zu verweigern.
Gelesene Frau / Gelesener Mann
Die Geschlechtsidentität, die dir von anderen zugeordnet wird
Gender
englisch für „Geschlecht, Geschlechtsidentität“. Bezeichnet das „Soziale“ Geschlecht. Das umfasst Rollenvorstellungen, Kleiderordnungen und Verhaltensweisen, die auf die Individuen durch die Gesellschaft einwirken.
Genderidentität / gender identity / Geschlechteridentität
Das Geschlecht, mit dem sich Menschen identifizieren; kann auch eins außerhalb der Geschlechterbinarität von männlich und weiblich sein oder irgendwo im Spektrum zwischen einem weiblich konnotierten und einem männlich konnotierten Extrem.
gender trouble
Die durch eine Abweichung vom gesellschaftlichen Ideal einer bestimmten Geschlechteridentität hervorgerufene Verwirrung bei anderen Menschen (und auch sich selbst).
genderfluid
Menschen, die sich als genderfluid bezeichnen, legen sich nicht auf eine Geschlechteridentität fest.
Geschlechterbinarität
Die Annahme, dass es mit mann und Frau universell nur zwei biologische und soziale Geschlechter für Menschen gäbe. Meist wird diese Annahme durch Biologie-Halbwissen begründet und an den (vermuteten) Genitalien einer Person entschieden. Die Annahme von Geschlechterbinarität ist nicht nur transfeindlich, ahistorisch und eurozentristisch, sondern äußert sich auch darin, dass Intersexualität als eine lebenszerstörende Abweichung von der Normalität gilt, die es oft direkt nach der Geburt chirurgisch zu beheben gilt.
Heteronormativität
bedeutet die Verklärung des heterosexuellen Lebensmodells zur gesellschaftlichen Norm und damit meist auch zur einzig vorstellbaren Form der Sexualität. Eng damit verbunden ist oft auch eine binäre Geschlechterordnung, die in einem angeblich bei der Geburt festgelegten Geschlecht sowohl Rollenbilder als auch sexuelle Orientierung vereint. Heteronormativität äußert sich auf subtile Weise beispielsweise in von Büchern, Filmen, Liedern und Werbung kulturell vermittelten Bildern von romantischen Beziehungen, die dort fast ausschließlich zwischen mann und Frau existieren.
Inter
beschreibt Menschen, die gängigen biologischen Typisierungen zufolge weder eindeutig der (konstruierten) Kategorie Frau noch eindeutig der (konstruierten) Kategorie mann zuordnenbar sind. Dies kann sich zum Beispiel durch eine Variation im Bereich der Chromosomen oder der Genitalien außern.
Intersektionalität
beschreibt die Überschneidung von verschiedenen Diskriminierungsformen in einer Person. So kann eine Schwarze Frau zugleich von Rassismus und Sexismus betroffen sein. Dabei ist vor allem zu berücksichtigen, dass die dabei auftretenden Wechselwirkungen von Diskriminierungen oft ganz neue Diskriminiserungserfahrungen schaffen. Dabei ist auch zu beachten, dass Menschen oft in Hinsicht auf manche ihrer Eigenschaften priviligiert sind, in anderen Bereichen aber Diskrimnierung erfahren, ohne dass diese verschiedenen Erfahrungen einander aufheben z.B. weiß, cis männlich, schwul, gehörlos.
Konsens
beschreibt, dass Entscheidungen auf eine Art und Weise getroffen werden, dass alle Beteiligten oder Betroffenen gleichberechtigt gemeinsam die Entscheidung treffen und keine Meinung übergangen oder überstimmt wird, sodass alle mit der Entscheidung, die am Ende rauskommt, zufrieden sind. Beim Sex bedeutet das, dass alle Beteiligten mit allen sexuellen Handlungen einverstanden sein und sie wollen müssen. Niemand darf zu etwas gedrängt oder überredet werden und ein „nein“ darf sowieso nie übergangen werden. Lieber einmal zu viel fragen als einmal zu wenig und bei Unsicherheit es lieber bleiben lassen.
Konsensprinzip
ist eine Art, sich (als Gruppe) zu einigen, bei der es keine Mehrheit gibt, die entscheidet. Damit gibt es weder „Verlier*innen“ noch Kampfabstimmungen. Jede Stimme wird gehört, jede ist gleich viel wert und alle entscheiden zusammen, was gemacht wird. Am Ende sollten alle einverstanden mit der gefassten Entscheidung sein.
LGBTIQ
ist eine Abkürzung für „lesbian“ (lesbisch), „ gay“ (schwul), „bisexual“ (bisexuell), „transgender“, “intersexual” (intersexuell) und „queer“. Weitere gebräuchliche Abkürzungen, die weitestgehend für die gleiche Personengruppe stehen, sind LGBT , LGBTIAQ (A = asexual) und LGBTQ .
Macker
sind zumeist cis männer , die toxisch männliche Verhaltensweisen aufweisen, insbesondere das Bedürfnis, sich besonders in Szene setzen zu müssen und mit (angeblichen und vermeintlichen) „Helden“taten anzugeben, meistens, um Frauen oder andere Macker zu beeindrucken. Viele Dinge, die sie tun, tun sie nur, um Eindruck zu schinden.
männlich gelesen
siehe gelesener Mann
Marginalisierung
ist der Vorgang, bei dem Bevölkerungsgruppen (Wobei die Zugehörigkeit zu einer Gruppe selten vom Selbstverständnis ihrer Mitglieder abhängt, sondern meist auf Zuschreibungen der Mehrheitsgesellschaft basiert) an den sozialen Rand der Gesellschaft gedrängt und dadurch weniger Teilhabe am politischen und kulturellem Leben und dem öffentlichen Leben im Allgemeinen haben, als eine Gesellschaftsmehrheit.
Maskulinismus
Maskulinismus ist die Meinung, dass cis männer in der Gesellschaft mittlerweile diskriminiert werden. Vordergründig angelehnt an den Feminismus, fordern Maskulinisten die gesellschaftliche Förderung von männern und jungen , wobei es aber nur darum geht, eigene Privilegien beizubehalten und wenn möglich noch auszuweiten. Es wird ein Opfermythos beschworen, um eigene Postionen legimitieren zu können. Anknüpfungspunkte zu Rassismus und Seximus sowie weiteren rechten Inhalten gehen mit dieser Haltung meist einher. Meist wird die Bezeichnung Maskulismus synonym verwendet.
Matriarchat
„Herrschaft der Mütter„. Weibliches Pendant zum Patriarchat. Gesellschaftsform, in der Frauen strukturell privilegiert werden und eine Hierarchie an der Mutter orientiert ist, ältere Frauen also mehr Einfluss haben als jüngere, und männer sowie andere Geschlechtsidentitäten strukturell benachteiligt werden. Ob es je eine Gesellschaft gab, die matriarchal organisiert war, ist unklar. Aktuell gibt es vermutlich keine.
Misogynie
Frauenfeindlichkeit als auch Feindlichkeit gegenüber Weiblichkeit. Umfasst die Verachtung gegenüber Frauen als auch die Verachtung gegenüber Weiblichkeit, d. h. dass weiblich konnotierten Verhaltensweisen, Kleidungsstücke, Gestaltungsweisen des eigenen Körpers, Gewohnheiten, Hobbies etc. als minderwertig gelten, unabhängig davon, wer sie ausübt.
nicht-binär / non-binary
beschreibt Personen, die sich weder als weiblich noch als männlich bzw. als Frau / mann verstehen.
Passing / passen
(aus dem Englischen)
Unter trans Personen ein Begriff dafür, dass andere Menschen ihre Geschlechtsidentität, ohne dass diese speziell darauf hingewiesen werden müssen, richtig lesen. Ist kein (uneingeschränkt) positiver Begriff, denn Passen bedeutet in unserer Gesellschaft, als cis weibliche oder cis männliche Person gelesen zu werden, das Transsein muss also dabei unsichtbar sein. Um das zu erreichen, ist häufig eine starke Anpassung an aktuelle Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit (körperlich wie vom Verhalten und der Kleidung her) nötig. Dabei sind trans Menschen immer wieder vor die Frage stellt, welche Gender Expression sie individuell eigentlich wollen und was davon sie “nur” tun, damit möglichst viele Personen ihre Geschlechtsidentität automatisch richtig erkennen. (Übrigens eine Frage, die cis Personen genauso betrifft. Es ist ihnen nur seltener bewusst.) Wenn trans Menschen passen, erspart es ihnen zum einen den Stress, falsch gegendert zu werden, zum anderen können sie so auch Diskriminierungen aufgrund ihres Transseins entgehen. Damit nimmt das Passen eine Schutzfunktion ein, wird aber gerade deshalb auch kritisch gesehen, weil natürlich diejenigen, die Diskriminierung ausüben, in die Pflicht genommen werden müssten, ihr Verhalten zu ändern, als dass trans Personen sich unsichtbar machen. Dennoch ist Passing auch für viele trans Personen eine positive empowernde Erfahrung.
Patriarchat
beschreibt die hierarchische Struktur von Beziehungen innerhalb der Gesellschaft, in der die Figur des vaters die Spitze einer an ihm orientierten Hierarchie bildet. Daraus folgt, dass ältere männer mehr zu sagen haben, als jüngere und väter mehr als die Söhne , und natürlich dass allgemein männer die Privilegierten sind, denn jeder von ihnen kann potenziell vater werden, im Gegensatz zu Frauen , trans und inter Personen.
Personenstandsänderung
Eine Änderung der beim Standesamt erfassten, persönlichen Daten wie bspw. Geschlecht.
PoC
steht für „Person of Color“ (Singular) bzw. „People of Color“ (Plural). Es ist eine Selbstbezeichnung, die alle Personen umfasst, die keine weißen Privilegien besitzen und die über gemeinsame oder immerhin ähnliche Erfahrungen mit Rassismus verfügen. Gebräuchlich ist die Bezeichnung vor allem im US-amerikanischen Sprachraum, aber auch im deutschsprachigen Raum findet der Begriff zunehmende Verbreitung.
Privileg
Im Zusammenhang mit dem →Diskriminierungsbegriff gesellschaftliche Strukturen, die der nicht diskriminierten, also der privilegierten Gruppe Vorteile verschaffen. Z. B. werden weiße männer mit einem als deutsch gelesenen Namen eher einen Job oder eine Wohnung bekommen als eine Schwarze Frau mit einem nicht als deutsch gelesenen Namen. Damit sind erstere privilegiert, letztere diskriminiert.
Pro Life
ist die Geisteshaltung, dass das ungeborene Leben eines Kindes mehr zählt als der Wille der schwangeren Person. Somit sollte diese nicht das Recht haben, selbst zu entscheiden, ob sie ihr Kind austragen möchte oder nicht. Die körperliche Selbstbestimmung der schwangeren Person muss zugunsten des ungeborenen Kindes aufgegeben werden. Zu finden als Selbstbezeichnung christlich-fundamentalistischer Abtreibungsgegner*innen.
Queer
wird manchmal als Synonym für homosexuelle Personen verwendet. Bezeichnet aber auch Personen, die im Prozess sind, ihre sexuelle oder geschlechtliche Identität zu finden bzw. solche, die sich nicht in den Termini schwul, lesbisch, bisexuell, trans, inter, non-binary widerfinden.
Queerfeminismus
Feminismus, der von der gesellschaftlichen Konstruiertheit von Kategorien wie Gender als auch auch Sex (engl. etwa für „biologisches Geschlecht“) und Sexualität ausgeht. Ist LGBTIQ-inklusiv. Möchte die gängigen Vorstellungen von Geschlechtern (Sex wie Gender) und Sexualität insoweit überwinden, als dass jede*r eine Genderidentität und Sexualität finden soll, mit der er*sie sich wohlfühlt. Dafür arbeiten Queerfeminist*innen viel an einer Erweiterung der Sprache, um andere Identitäten und Sexualitäten überhaupt erst vorstellbar und benennbar zu machen.
Rape Culture
Eine Gesellschaft, in der Gewalt gegen Frauen als normal und “sexy” dargestellt wird und diese somit akzeptiert wird. Es handelt sich dabei um verbale, emotionale und physische Gewalt gleichermaßen. Es wird der Eindruck vermittelt, dass dies die Norm sei und damit nicht veränderbar. (Emilie Buchwald)
eine Website, auf der Benutzer*innen zu allen möglichen Themen Inhalte verbreiten und Diskussionen starten können. Andere Benutzer*innen könenn darauf eingehen und antworten. Auch bei rechten Gruppen sehr beliebt.
Reverse Sexism
Als “Reverse Sexism” wird der Vorwurf bezeichnet, männer würden z. B. durch Frauenparkplätze, durch Frauenhäuser oder FLINT-Räume diskriminiert. Jedoch gehört zu dem Begriff von Diskriminierung dazu, dass Menschen durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe strukturell benachteiligt werden, dass also eine ganze Gesellschaft so konzipiert ist, dass Menschen dieser Gruppe aufgrund der Zugehörigkeit zu dieser Gruppe automatisch benachteiligt werden oder mehr Gewalt erfahren. Frauenparkplätze, Frauenhäuser und FLINT-Räume sind nun alles Reaktionen auf die Misogynie in unserer Gesellschaft, um der benachteiligten Gruppe, also FLINT-Personen, einen Schutz(-raum) zu schaffen. Misandrie, also Männerfeindlichkeit, gibt es aber in unserer Gesellschaft faktisch einfach nicht. Trotzdem können Männer aufgrund von Vorurteilen benachteiligt, beleidigt oder sexualisiert werden, kurz: mit Scheißverhalten konfrontiert sein. Sexismus und Diskriminierung ist es damit aber nicht. Ähnliches gilt übrigens auch beim Vorwurf, weiße würden von Schwarzen diskriminiert werden. Das nennt sich dann “Reverse Racism” und gibt es ebenso wenig.
sexualisierte Gewalt
Alle Formen der Gewalt, die Personen aufgrund der Tatsache angetan werden, dass sie von dem*der Täter*in als Objekt sexueller Begierde betrachtet werden, sowie alle Formen der Gewalt, für die sexuelle Handlungen als Gewaltmittel gebraucht werden.
Sexismus
Bezeichnung für die strukturelle →Diskriminierung von Frauen. Kann aber auch allgemein die Abwertung von Menschen aufgrund ihres gelesenen Geschlechts oder ihrer Genderidentität sein. Klassischerweise ist damit ein abwertender, aber auch ein grundsätzlich anderer Umgang mit Frauen als mit männern mit gemeint. Wenn z. B. ein mann weiß, wie mann mit Frauen redet, dann ist das sexistisch. Zu Sexismus gehören Objektifizierung (z. B. „Frauen sind Juwelen, die mann sich erst einmal leisten können muss“), Sexualisierung (z. B. „Mit dem kurzen Rock will sie doch gar nicht, dass mann ihr zuhört“), Nichtwahrnehmen, Nichternstnehmen (wenn z. B. ein arbeitskollege etwas vorschlägt, das eine Kollegin erst vor 5 Minuten gesagt hat, und während bei ihr niemannd reagiert hat, bekommt er Beifall), Anmachen, abwertende Kommentare, Catcalling etc. Wer Frauen nicht als Menschen behandelt sondern gesondert als Frauen, der*die ist sexistisch. Übrigens können auch Frauen sexistisch sein. In der weiteren Definition von Sexismus ist jede Verallgemeinerung und Benachteiligung aufgrund des Geschlechts sexistisch, also auch, wenn männern nicht zugetraut wird, dass sie mit Kindern umgehen können oder wenn sie sexualisiert werden (z. B. „Ich brauche deine manneskraft“) etc. Es gibt allerdings Stimmen, die das nicht als Sexismus betrachten (s. →Reverse Sexism), sondern allgemein als Vorurteile, Stereotypen, Beleidigungen, Herabwürdigungen.
Slutshaming
kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „Schlampen-Beschämen“. Es handelt sich dabei um einen Kontrollmechanismus, der patriarchale Sexualmoral durch sozialen Druck und Ausgrenzung durchsetzt. Es wird hauptsächlich gegen Frauen und junge Mädchen angewandt, wird aber von allen Geschlechtern gleichermaßen ausgeübt. Beim Slutshaming (auch Slut Shaming oder Slut-Shaming geschrieben) werden als weiblich gelesene Personen für ihr tatsächliches oder angenommenes sexuelles Verlangen und Verhalten beschämt oder angegriffen. Es wird einerseits benutzt, um weibliche Sexualität und ihre Auslebung zu kontrollieren und Frauen zu beschämen, wenn sie sexuelle Interessen über die patriarchale Normierung hinaus haben. Andererseits ist es ein Werkzeug der Rape Culture, indem es den Eindruck erweckt, dass „schlampige“/freizügige/sexuell aktive Frauen nicht denselben sozialen (Schutz-)Status genießen sollten, wie „züchtige“ Frauen und damit sexualisierte Gewalt verdienen oder sogar herausfordern.
Sozialisation / Sozialisierung
Der Prozess der Prägung durch die Gesellschaft, in der mensch aufwächst. Im Gegensatz zur Erziehung spielen bei der Sozialisation nicht nur Erziehungsberechtigte und Erziehungsanstalten eine Rolle, sondern alle kulturelle Institutionen, jede Interaktion mit Personen oder Dingen in einer Gesellschaft werden als Einflussfaktor auf einen Menschen berücksichtigt.
trans
ist eine Bezeichnung für Personen, deren soziales/selbst empfundenes Geschlecht sich von ihrem vermeintlichen biologischen Geschlecht unterscheidet (zum entsprechenden Gegenbegriff siehe auch cis).
Transition
Bei trans Menschen der Prozess der Angleichung des Äußeren (Körper, Name, Kleidung, Auftreten, →Personenstand etc.) an die ihnen entsprechende Geschlechtsidentität.
Transmisogynie
bezeichnet die spezielle Diskriminierungsform, der trans Frauen ausgesetzt sind. Trans Frauen werden als Frauen und als trans Person diskriminiert, was zu Formen der Diskriminierung führt, die auschließlich trans Frauen erleben (→Intersektionalität).
Verbindungswesen
Studentenverbindungen, stehen meist nur männern offen. Soll ihre Mitglieder ein Leben lang miteinander verbinden und ihre Mitglieder gegenseitig insbesondere in ihren Karrieren unterstützen.
Victim Blaming
geschieht, wenn das Opfer eines Übergriffes oder Verbrechens ganz oder teilweise für den Vorfall verantwortlich gemacht wird. Wenn jemand z.B. davon redet, dass ein Opfer besser dies oder das getan hätte, um den Vorfall zu verhindern, ist das Victim Blaming.
weiblich gelesen
siehe gelesene Frau
WoC
steht für „Woman of Color“ (Singular) bzw. „Women of Color“ (Plural). Siehe auch PoC .
4chan
Eine der meistbesuchten Seiten des Internets. Ein anonymes Forum zum Teilen von Bildern und Memes. Das Posten von Spam ist verboten, nicht aber das Publizieren extremer Gewalt, rassistischer Hasstiraden oder Fotos von Mordopfern. Aufgrund seiner großen Popularität und seiner narzisstisch-egozentrischen Gruppendynamik, die auf schnellem Informationsflow, Provokation („Trolling“) und Elitarismus gegenüber nicht-User*innen basiert, bildet 4chan die Brutstätte mehrer sozialer und kultureller Phänomene der letzten Jahre, darunter die Hacktivismus-Gruppe ‚Anonymous‘ oder die ‚Kekistani‘, die die Comic-Figur Pepe der Frosch verehren, Nazi-Symbolik verwenden und der Neuen Rechten sehr nahe stehen.